Fachgebiet Schulter
Die Kalkschulter – medizinisch Tendinosis calcarea oder auch Tendinitis calcarea genannt – ist eine schmerzhafte Erkrankung der Schulter, bei der sich Kalkablagerungen in den Schultersehnen, insbesondere der Rotatorenmanschette, bilden, die das Schultergelenk stabilisieren. Diese Ablagerungen können zu erheblichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen und betreffen häufig Menschen im mittleren Alter. Das Erkrankungsbild tritt häufig ohne äußere Einflüsse auf und kann spontan wieder abklingen.
Die genauen Ursachen für die Entstehung einer Kalkschulter sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass Minderdurchblutung in den Sehnen und Muskeln der Rotatorenmanschette oder eine veränderte Aktivität bestimmter Zellen in der Sehne eine Rolle spielen. Dies kann zu einer degenerativen Veränderung der Schultersehnen führen, wodurch sich Kalkeinlagerungen bilden. Weitere Risikofaktoren können sein:
Eine Kalkschulter kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen, die oft plötzlich auftreten und sich im Laufe der Zeit verschlimmern können. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Der Kalk in der Schulter durchläuft mehrere Stadien – als Folge komplexer biologischer Prozesse – von der Bildung bis zur Auflösung. Insgesamt werden 4 Stadien unterschieden. Am häufigsten bildet sich der Kalk in der Supraspinatussehne.
In diesem Anfangsstadium der Tendinosis calcarea kommt es in einem bestimmten Bereich der Sehne zu Veränderungen. Die Umwandlung von normalen Sehnenzellen (Tenozyten) in Knorpelzellen (Chondrozyten) leitet strukturelle Veränderungen im Sehnengewebe ein. Begleitet wird diese Transformation von einer veränderten Zellmatrix, die mehr Proteoglykane produziert. Diese Veränderungen bereiten den Boden für die spätere Kalziumablagerung.
Das Kalzifikationsstadium gliedert sich in drei Phasen:
Nach der Resorption des Kalks wird das betroffene Sehnengewebe durch Granulationsgewebe ersetzt. Neue Tenozyten und Blutgefäße führen zu einer Umstrukturierung der Sehne, bei der neues Kollagen gebildet wird, das sich entsprechend der Längsachse der Sehne ausrichtet. In manchen Fällen kann es trotz der Entfernung des Kalks zu anhaltenden Beschwerden kommen, die als Postkalzifikationstendinitis bekannt sind.
Die Diagnose einer Kalkschulter wird in der Regel von erfahrenen Schulterexperten durch eine gründliche körperliche Untersuchung und bildgebende Verfahren gestellt. Zu den gängigsten Methoden gehören:
Die Behandlung der Kalkschulter richtet sich nach der Schwere der Symptome und dem Ausmaß der Kalkablagerungen. Es gibt verschiedene Ansätze, die sowohl konservative als auch invasive Methoden umfassen:
In vielen Fällen kann die Kalkschulter konservativ behandelt werden, insbesondere wenn keine akute Verletzungen oder starke Bewegungseinschränkungen vorliegen, was für viele Patienten eine schonende Alternative zur Operation darstellt.
Auch wenn es sich um invasive Maßnahmen handelt, werden diese Eingriffe heutzutage äußerst schonend durchgeführt – meist in lokaler Betäubung oder kurzer Narkose. Dank moderner Techniken können gezielte Eingriffe am Ansatzbereich der Schultersehnen vorgenommen werden, ohne das umliegende Gewebe unnötig zu belasten.
Die Antwort lautet: Nein – eine Kalkschulter muss nicht zwangsläufig operiert werden. In vielen Fällen lässt sich die Erkrankung gut konservativ behandeln, also ohne chirurgischen Eingriff.
Oft verläuft eine Kalkschulter sogar spontan rückläufig. Besonders in der Phase, in der sich die Kalkablagerung von selbst auflöst (die sogenannte Resorptionsphase), verschwinden die Beschwerden häufig ohne Zutun. Unterstützend können schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Physiotherapie, Stoßwellenbehandlung oder gezielte Injektionen eingesetzt werden. Viele Betroffene erleben dadurch eine deutliche Besserung oder sogar vollständige Beschwerdefreiheit – ganz ohne Operation.
Eine Operation wird in der Regel nur dann empfohlen, wenn:
Auch bei wiederkehrenden Entzündungsschüben oder begleitenden Schultererkrankungen wie Sehnenrissen kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation sollte immer individuell getroffen werden – unter Berücksichtigung der Beschwerden, der Größe und Lage der Kalkablagerung.
Die arthroskopische Entfernung von Kalkablagerungen in der Schulter ist ein minimalinvasiver Eingriff, der meist mit kurzem stationärem Aufenthalt (1 Nacht) durchgeführt wird. Ziel der Operation ist es, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit der Schulter zu verbessern und die Kalkdepots vollständig oder teilweise zu entfernen.
Vor dem Eingriff erfolgt ein ausführliches Vorgespräch in der Klinik. Hierbei werden der genaue Befund, mögliche Risiken und der Ablauf der Operation besprochen. Die präoperative Bildgebung – wie Röntgen und Ultraschall oder ein MRT wird besprochen und die Operation geplant.
Die Operation wird in der Regel unter Vollnarkose oder einer Regionalanästhesie (Plexusanästhesie) durchgeführt, bei der nur der betroffene Arm betäubt wird.
Die arthroskopische Kalkentfernung erfolgt über zwei bis drei kleine Hautschnitte (jeweils ca. 0,5–1 cm lang). Durch diese Zugänge werden feine Instrumente und eine Kamera (Arthroskop) in das Schultergelenk eingeführt. Der Operateur kann so die Strukturen im Gelenkinneren auf einem Monitor in Echtzeit betrachten.
Der Eingriff dauert meist 30 bis 60 Minuten, je nach Ausmaß der Verkalkung und dem Zustand der Schulterstrukturen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Kalkschulter prinzipiell gut behandelbar ist. Oft ist er nur als Zufallsbefund im Röntgen ersichtlich und macht keinerlei Probleme. Eine frühzeitige Diagnose und eine angepasste Behandlung bei entsprechenden Symptomen sind entscheidend für die Linderung der Beschwerden und die Wiederherstellung der Schulterfunktion. Moderne Behandlungsmethoden bieten gute Aussichten für die Betroffenen, auch wenn die Erkrankung manchmal chronisch verlaufen kann.
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